DEM FACHKRÄFTEMANGEL IM SOZIALBEREICH BEGEGNEN

Ausbildung oder Nachqualifizierung: Sozialbegleitung mit eidg. Fachausweis

Wie in anderen Kantonen nimmt der Bedarf an kompetenten und handlungsstarken Fachpersonen im Sozialbereich auch im Kanton Thurgau zu. Die Schule für Sozialbegleitung (SozB) will darum ihre Ausbildungspräsenz im Kanton Thurgau erhöhen und das Berufsbild der Sozialbegleiter:in weiter etablieren. Die Organisation der Arbeit für Soziales Thurgau lädt zu einer Informationsveranstaltung ein, um unseren Mitgliedern den Beruf der Sozialbegleiter:in näherzubringen. Reservieren sie sich das Datum: Freitagnachmittag, 17. Januar 2025 von 13.30 – 16.30 Uhr bei der OdA Thurgau.  


Interview mit einem Migrationsfachmann


Nenad Albic

1. In welchem Umfeld bist du tätig? Was sind deine Aufgaben als Sozialbegleiter:in, als Migrationsfachperson?

Als Zentrumsleiter eines Bundesasylzentrums gehören vielfältige Aufgaben zu meinem Verantwortungsbereich. Ich führe und motiviere ein Team von 22 Mitarbeitern, um eine effiziente und effektive Betreuung der 180 Klienten zu gewährleisten. Ich organisiere und koordiniere den täglichen Ablauf im Zentrum und sorge für eine sichere und unterstützende Umgebung für die Klienten. Zudem implementiere und überwache ich Programme zur Integration und Unterstützung. Ich stelle sicher, dass gesetzliche Vorschriften und Richtlinien eingehalten werden, und arbeite eng mit verschiedenen Behörden und Organisationen zusammen. Das Budget- und Ressourcenmanagement liegt ebenfalls in meiner Verantwortung. Darüber hinaus kümmere ich mich um das Konfliktmanagement und fördere eine positive Teamdynamik.

2. Mit welchen Themen bist du in der Begleitung, Unterstützung von Menschen konfrontiert?

Als Zentrumsleiter eines Bundesasylzentrums bin ich in der Begleitung und Unterstützung von Menschen mit einer Vielzahl von Themen konfrontiert. Dazu gehören die Bewältigung von Traumata und psychischen Belastungen, die aus den Erfahrungen der Flucht resultieren. Ich unterstütze bei der Schaffung einer sicheren und unterstützenden Umgebung im Zentrum und fördere Aktivitäten, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. Zudem koordiniere ich die Gesundheitsversorgung, einschließlich der psychologischen Betreuung, und sorge für den Zugang zu Bildungsangeboten innerhalb des Zentrums. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unterstützung bei der Orientierung im Alltag und die Vermittlung relevanter Informationen zur Lebensführung im Zentrum. Obwohl ich keine rechtlichen Fragen beantworten darf und die Integration nur minimal fördern kann, sorge ich für eine enge Zusammenarbeit mit zuständigen Behörden und externen Fachstellen, die diese Aufgaben übernehmen.

3. Welche Fähigkeiten sind aus deiner Sicht als Sozialbegleiter:in beziehungsweise als Migrationsfachmann:Migarationsfachfrau besonders wichtig?

Als Migrationsfachmann oder Migrationsfachfrau sind Empathie, interkulturelle Kompetenz und ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten besonders wichtig, um die Bedürfnisse und Sorgen der Klienten zu verstehen und effektiv zu vermitteln. Stressresistenz, Organisationstalent und Konfliktlösungskompetenz sind ebenfalls entscheidend, um den reibungslosen Betrieb des Zentrums sicherzustellen und Probleme schnell zu lösen. Zusätzlich sind Kenntnisse der relevanten Gesetze sowie die Fähigkeit zur Flexibilität und professionellen Distanz unerlässlich, um in einem dynamischen und herausfordernden Umfeld erfolgreich zu arbeiten

4. Welche Modelle und Instrumente aus der Ausbildung sind in deinem Arbeitsalltag hilfreich? Wie setzt du sie ein?

In meinem Arbeitsalltag als Zentrumsleiter eines Bundesasylzentrums setze ich verschiedene Modelle und Instrumente aus der Ausbildung ein, um den Betrieb effektiv zu steuern und eine bestmögliche Unterstützung für Klienten und Team zu gewährleisten. Das Case Management Modell hilft mir, individuelle Betreuungspläne zu erstellen und den Fortschritt der Klienten zu überwachen. Interkulturelle Kommunikationstechniken und Konfliktmanagement-Methoden setze ich ein, um Missverständnisse zu vermeiden und eine harmonische Atmosphäre zu fördern. Regelmäßig schule ich das Team zu verschiedenen Migrationsthemen, um dessen Wissen und Kompetenzen zu erweitern. Mein umfassendes Fachwissen über das Asylverfahren und die damit verbundenen Rechte ermöglicht es mir, den Ablauf besser zu verstehen und die Klienten gezielt zu unterstützen. Supervision und Coaching unterstützten mich zudem bei der Teamführung.

5. Wie konntest du persönlich von der Ausbildung profitieren?

Durch die Ausbildung habe ich persönlich enorm profitiert, da ich einen völlig neuen Überblick erhalten habe und nun genauer weiß, wieso und wie die Abläufe im Asylverfahren, Migration und Integrationsverfahren sind. Mit dem erworbenen Fachwissen habe ich es im Alltag leichter und kann effizienter arbeiten. Zudem bringe ich nun mehr Verständnis für die Branche mit, was mir hilft, die Herausforderungen und Bedürfnisse der Klienten besser zu erkennen und gezielt darauf einzugehen.

6.  Warum würdest du die Ausbildung zum:zur Sozialbegleiter:in oder für die MFP weiterempfehlen?

Ich würde die Ausbildung zum MFP weiterempfehlen, weil sie eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Karriere in der Migrationsarbeit bietet. Die Ausbildung vermittelt fundiertes Wissen über Migrationsthemen, interkulturelle Kommunikation und rechtliche Rahmenbedingungen, die in diesem Bereich unerlässlich sind. Zudem bietet sie praktische Fähigkeiten und Instrumente, um effektiv mit Klienten und Teams zu arbeiten und Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Durch die Ausbildung können Sie Ihr Verständnis für die Bedürfnisse und Rechte von Migranten vertiefen und Ihre Empathie und Sensibilität in der Betreuung und Unterstützung von Menschen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen stärken. Letztendlich ermöglicht Ihnen die Ausbildung zum MFP, einen positiven Beitrag zur Integration und Unterstützung von Migranten zu leisten und eine erfüllende und sinnvolle Arbeit in diesem wichtigen Bereich zu finden.

 


Klasse 2021/A feiert ihr Zertifikat als Sozialbegleiterin und Sozialbegleiter

Am 27. Juni 2024 haben 13 Studierende der Klasse 21A ihr Zertifikat in einer erfrischenden Feier in der Kapelle der Helferei in Empfang nehmen können. Es war eine farbenprächtige Veranstaltung mit strahlenden Gesichtern, berauschender Laune und grosser Zufriedenheit.

Almir Becic

Kanton Zug, Soziale Dienste Asyl

Nicole Binggeli

Verein Jobdach, Luzern

Iris Bühler

Gemeinde Schübelbach

Rolf Christen

Schjkk Trägerverein Jugendarbeit, Rheinfelden

Helena Egede

Katholisches Pfarramt Maria Lourdes, Zürich

Ania Giger

St. Josef-Stiftung, Bremgarten

Melanie Hettich

Stiftung Heilsarmee Schweiz, Männerwohnheim, Basel

Angela Mantilla

Trägerverein Frowen Power Zürich Oberland, Uster

Doris Martinez Alarcón-Bryner

Pro Senectute Kanton Zürich, Dübendorf

Teresa Mazive

Gemeinde Hittnau

Nicolas Schüpfer

Wiler Integrations- und Präventions-projekte, Wil

Liliana Waibel

Trägerverein Frowen Power Zürich Oberland, Uster / Solidhelp, Zürich

Rebecca Wengi

Verein Netzwerk Asyl Aargau


Impulsveranstaltung zum Thema Selbstbestimmtes Leben

Stand der Realisierung im Kanton Zürich

Quelle: https://www.zh.ch/de/soziales/leben-mit-behinderung/selbstbestimmung.html

SEBE ist ein neues System zur Finanzierung von Begleitung und Betreuung von erwachsenen Menschen mit Behinderung im Kanton Zürich ab 2024. Menschen mit Behinderung können selbst bestimmen, ob sie zu Hause begleitet und betreut werden möchten oder ob sie in einer Institution leben wollen. Menschen mit Behinderung können sich neu mit SEBE-Vouchern Unterstützung in der eigenen Wohnung sichern, wenn eine Abklärungsstelle festgestellt hat, wie viele Stunden Begleitung und Betreuung mit SEBE-Vouchern finanziert werden kann.

Mit SEBE braucht es ambulante Anbietende, die Menschen mit Behinderung ausserhalb von Institutionen begleiten und betreuen. Eine Aufgabe für die Sozialbegleitung.

Die Referentin Nicole Hamori ist Leiterin Projekte und Entwicklung beim Kanton Zürich und zuständig für die Umsetzung SEBE im Kanton Zürich. Sie berichtet, wie das System SEBE funktioniert und welche Bedeutung es für Menschen mit Behinderung und ambulante Anbietende hat. Die Veranstaltung richtet sich an ausgebildete Sozialbegleiter*innen oder in Ausbildung stehende Personen.

Datum: 22. Mai 2024

ZEIT: 18.15 bis 19.15 Uhr

Ort: SOZB Schule für Sozialbegleitung, Ausstellungsstrasse 36, 8005 Zürich

Zielpublikum: Sozialbegleiter*innen oder in Ausbildung stehende Personen

Anmeldung


Studierende kommen zu Wort


Almir Becic

Interview mit Almir Becic, Student in der Ausbildungsklasse 2021/A

In welchem Umfeld bist du tätig? Was sind deine Aufgaben als Sozialbegleiter?

In meiner Tätigkeit arbeite ich im Flüchtlingsbereich bei den Sozialen Diensten Asyl in Zug als Wohnbegleiter.

Ich unterstütze die Klient:innen während der zweiten Phase ihres Aufenthalts. Vor ihrer Ankunft bei uns sind sie in der Durchgangsstation untergebracht, wo sie vom Bund zugewiesen werden. Sobald sie zu uns kommen, helfe ich ihnen dabei, sich in ihren neuen Unterkünften, die entweder dem Kanton gehören oder vom Kanton gemietet wurden, zurechtzufinden. Ich führe sie durch ihre neuen Wohnräume, erkläre ihnen die verschiedenen Aspekte ihres neuen Zuhauses und sorge dafür, dass sie sich dort wohl fühlen. Zusätzlich besuche ich regelmässig diese Unterkünfte, um sie im Alltag zu unterstützen, bei Problemen zu helfen und sicherzustellen, dass sie sich gut integrieren können und ein positives Lebensumfeld haben. Darüber hinaus bereite ich sie darauf vor, eine private Wohnung beziehen zu können, indem ich ihre Wohnkompetenzen fördere und ihnen bei der Suche nach einer eigenen Unterkunft helfe.

 

Mit welchen Themen bist du in der Begleitung von Menschen konfrontiert?

Ich erlebe eine Vielzahl von Themen, welche die Begleitung prägen. Manche dieser Themen sind komplex und erfordern viel Einfühlungsvermögen und Fachkenntnis, insbesondere wenn es um die Unterstützung von Personen geht, die zum Beispiel traumatische Erfahrungen gemacht haben. In solchen Fällen ist es meine Aufgabe, empathisch zu sein und den Klienten und Klientinnen dabei zu helfen, die erforderliche Unterstützung zu erhalten. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen und Erfahrungen mit sich. Doch auch die Momente des Fortschritts und der Zusammenarbeit sind Teil meiner Arbeit und machen sie zu einer erfüllenden und bereichernden Aufgabe.

 

Welche Fähigkeiten sind aus deiner Sicht als Sozialbegleiter:in besonders wichtig?

Als Sozialbegleiter ist für mich vor allem die Fähigkeit zur Nähe-Distanz-Regulation von besonderer Bedeutung. Diese Kompetenz ermöglicht es, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Klienten und Klientinnen aufzubauen, ohne dabei die professionelle Distanz zu verlieren. Durch ein feines Gespür dafür, wann Nähe angebracht ist, um Unterstützung und Verständnis zu zeigen, und wann Distanz erforderlich ist, um Grenzen zu wahren und professionelle Neutralität zu gewährleisten, damit eine effektive Begleitung und Unterstützung der Klienten und Klientinnen sichergestellt werden kann.

 

Welche Modelle und Instrumente aus der Ausbildung sind in deinem Arbeitsalltag hilfreich?  Wie setzt du sie ein?

Als Sozialbegleiter finde ich bestimmte Modelle und Werkzeuge besonders hilfreich. Ein Beispiel dafür ist das Empowerment-Modell, das es den Klienten ermöglicht, ihre eigenen Stärken zu erkennen und ihre Situation aktiv zu verbessern. Zusätzlich setze ich die personenzentrierte Gesprächsführung ein, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und die Bedürfnisse der Klienten besser zu verstehen.

 

Wie konntest du persönlich von der Ausbildung profitieren?

Persönlich konnte ich von meiner Ausbildung als Sozialbegleiter auf vielfältige Weise profitieren. Zum einen habe ich fachliches Wissen erlangt, das es mir ermöglicht, meine Arbeit effektiver und professioneller zu gestalten. Diese Ausbildung hat mir auch die Fähigkeit vermittelt, professioneller zu argumentieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie hat mein Verständnis für ethische Grundsätze vertieft und meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten verbessert, was mir hilft, ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen der Menschen, denen ich begegne, zu entwickeln. Insgesamt hat mich die Ausbildung zum Sozialbegleiter nicht nur beruflich, sondern auch persönlich bereichert und dazu beigetragen, dass ich mich in meiner Rolle als Unterstützer und Begleiter weiterentwickeln konnte.

 

Warum würdest du die Ausbildung zum/zur Sozialbegleiter/in weiterempfehlen?

Ich würde diese Ausbildung weiterempfehlen, weil sie ein breites Spektrum an Kompetenzen vermittelt, die in der Arbeit als Sozialbegleiter unerlässlich sind. Durch die Ausbildung erhält man nicht nur fachliches Wissen, sondern auch wichtige zwischenmenschliche Fähigkeiten, die es ermöglichen, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Klienten und Klientinnen aufzubauen und sie in ihren individuellen Bedürfnissen zu unterstützen. Zudem bietet die Ausbildung die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln und ein tieferes Verständnis für die Lebenssituationen und Herausforderungen verschiedener Menschen zu gewinnen. Diese praxisnahe Ausbildung ermöglicht es den Teilnehmenden, ihr Wissen direkt in der Arbeit anzuwenden. Insgesamt bietet die Ausbildung eine solide Grundlage, um erfolgreich als Sozialbegleiter tätig zu sein und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.